Härtetest
Über die Hälfte Ausfälle - schwere Sandstürme - Roma
gewinnt
Die Tunesienrallye 2002
kennzeichneten außergewöhnlich harte Bedingungen. 60 Prozent Sandanteil
in den Strecken, dazu schwere Sandstürme unterzogen die Fahrer heftigen Prüfungen.
Über die Hälfte aller Piloten stecke auf. Auch Dakar-Sieger Fabrizio
Meoni verletzte sich und schied aus. Die Chance für seine Kollegen aus dem
Werksteam. Juan Roma nutzte sie.
Erwartungsgemäß
entschieden alle Etappen die Fahrer des KTM-Werksteams für sich. Angetreten
waren Meoni und Roma auf der LC 8 sowie Richard Sainct, Alfie Cox, Carlos de Gavardo
und Cyril Despres auf der Einzylinder. Dazu eine handvoll ambitionierter Amateure
bzw. Semiprofis: PG Lundmark, Matteo Graziani, der italienische Rallyechampion,
Paolo Marques aus Portugal. Für Deutschland starteten Andor Baltz und Michael
Seefeldt vom Desert X Press Team, Bettina Hunke mit Rucksackfahrer Christian Wecker,
Thomas Schattat als einziger Yamahafahrer, ein sechsköpfiges BMW-F-650-Team
aus Regensburg sowie Herbert Schek. Andrea Mayer saß im Geco-Mitsubishi
und belegte übrigens einen hervorragenden 10. Gesamtrang bei ihrer ersten
Wüstenrallye auf 4 Rädern.
Schon am ersten Tag auf
der Etappe von Redeyef an der algerischen Grenze nach Douz hatten einige Deutsche
Probleme: Michael Seefeldt stürzte und musste wegen Beinbruch nach Hause
geflogen werden. Bei Angelika Schek (BMW) wickelte sich ein Draht ins Hinterrad
und zerstörte den Reifen. Sie fuhr mit einem Medizinerauto ins Camp, ihr
Motorradmit dem Besenwagen. Von rechts wegen hätte das den Ausschluß
bedeutet, die Veranstalter ließen jedoch Gnade vor Recht ergehen und sie
durfte am nächsten Morgen wieder starten. Und der Landrover des Desert X
Press-Team mit Thomas Berschet und Rüdiger Rabe überschlug sich. Herbert
Schek, der bislang unter den Deutschen einen vorderen Platz einnahm, bekam Strafhzeit,
weil er vergessen hatte, im Ziel seine Kontrollkarte abzugeben.
Am dritten Tag, auf dem
Weg ins südlichste Biwak El Borma, schieden Dutzende Piloten aus. Schlüsselstelle
war eine mehrere Kilometer lange Dünenpassage, in der Autos und Motorräder
hoffnungslos verhockten. Hier war das Aus für drei der sechs Piloten des
PIA-BMW-F-650-Teams aus Regensburg und den deutschen Amateur Thomas Schattat.
Aber es kam noch schlimmer, der nächste Tag in Borma machte seinem Namen
"Königsetappe" alle Ehre: zahlreiche schwere Dünenpassagen
würzten den 300-Kilometer-Rundkurs. Hinzu kam ein Sandsturm, der sich am
Vormittag erhob und laufend zunahm. Gegen Mittag sah sich Veranstalter Cyril Neveu
gezwungen, die Rallye am Kontrollpunkt 3 bei der Hälfte der Etappe anzuhalten.
Die Fahrer übernachteten in der Wüste und fuhren am nächsten Morgen
gesammelt zurück. Hubschrauber und Rettungsfahrzeuge waren voll im Einsatz,
um in den Dünen vergrabene, erschöpfte Fahrer zu bergen. Darunter auch
Herbert Schek, der seine nagelneue KTM in den Dünen lassen musste. Zu den
Ausfällen des Tages zählten auch Vorjahressieger Fabrizio Meoni und
der Schwede PG Lundmark.
Der nächste Tag wurde
von der Orga aus der Wertung genommen, weil die Rettungsfahrzeuge noch voll beschäftigt
waren. So ging es gemäßigt nach Ksar Ghilane. Dort suchte die Rallye
jedoch ebenfalls ein Sandsturm heim. Erst im nächsten Biwak bei Nefta an
der algerischen Grenze war es zunächst ruhiger. Dort erhob sich der Sandsturm
erst in der Nacht. Auch Andrea Mayer meinte: "So hart war die Tunesienrallye
noch nie".
Die Optic endete nach einen
schnellen Rundkurs im Sandsturm bei Nefta. Juan Roma verteidigte seinen am Vortag
noch knappen Vorsprung und baute ihn um vier Minuten aus. Überglücklich
durchfuhr er als Sieger das Zieltransparent. Ein wichtiger Erfolg für den
Spanier, der bei den letzten großen Rennen knapp vor dem Ziel gescheitert
war. Zweiter wurde Carlos de Gavardo, der aber nicht enttäuscht war. Er hatte
kurz vorher eine andere positive Nachricht erhalten: er war Vater geworden. Bester
Deutscher nach stetiger Steigerung wurde Andor Baltz, einen Platz vor ihm vor
ihm der Österreicher Johannes Steinbach.
Katrin Lyda
Gesamtergebnis
ältere Rallye-Berichte
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