Hölderlin und Lyda

Hölderlin war neben Goethe, Schiller und Jean Paul (an "dessen" Gymnasium ich übrigens in Hof Abitur machte) der wichtigste deutsche Dichter der Klassik. Er wurde 1770 in Württemberg geboren und starb 1843 in Tübingen. Sein lyrisches Werk gilt als ein Höhepunkt deutschsprachiger Dichtung. Zu meiner großen Freude schrieb er auch einige Gedichte "an Lyda".

BTW: Mein hochverehrter Lateinlehrer Albrecht Seifert promovierte während meiner Studienzeit in Erlangen über Hölderlin. Irgendwas muß da doch im Geiste hängen geblieben sein...

 

Gedichte an Lyda



Lyda, siehe! zauberisch umwunden
Hält das All der Liebe Schöpferhand,
Erd' und Himmel wandeln treu verbunden,
Laut und Seele knüpft der Liebe Band.
Lüftchen säuseln, Donner rollen nieder -
Staune, Liebe! staun' und freue dich!
Seelen finden sich im Donner wieder,
Seelen kennen in dem Lüftchen sich.

Am Gesträuche lullt in Liebesträume
Süße Trunkenheit das Mädchen ein,
Haucht der Früling durch die Blüthenbäume,
Summen Abendsang die Käferlein;
Helden springen von der Schlummerstätte,
Grüßt sie brüderlich der Nachtorkan;
Hinzuschmettern die Tyrannenkette
Wallen sie die traute Schrekenbahn.

Wo der Todtenkranz am Grabe flüstert,
Wo der Wurm in schwarzen Wunden nagt,
Wo, vom grauen Felsenstrauch umdüstert,
Durch die Haide hin der Rabe klagt;
Wo die Lerch' im Thale froher Lieder,
Plätschernd die Forell' im Bache tanzt;
Tönt die Seele Sympathieen wieder,
Von der Liebe Zauber eingepflanzt.

Wo des Geiers Schrei des Raubs sich freuet,
Wo der Aar dem Felsennest entbraust,
Wo Gemäuer ächzend niederdräuet,
Wo der Wintersturm in Trümmern saust,
Wo die Wooge, vom Orkan bezwungen,
Wieder auf zum schwarzen Himmel tost,
Trinkt das Riesenherz Begeisterungen,
Von den Schmeicheltönen liebgekost.

Felsen zwingt zu trauten Mitgefühlen
Tausendstimmiger Naturgesang,
Aber süßer tönt von Saitenspielen
Allgewaltiger ihr Zauberklang;
Rascher pocht im angestammten Triebe,
Bang und süße, wie der jungen Braut,
Jeder Aderschlag, in trunkner Liebe
Find't das Herz den brüderlichen Laut.

Aus des Jammerers erstarrtem Blike
Loket Labetränen Flötenton,
Im Gedränge schwarzer Mißgeschike
Schafft die Schlachttrommete Siegeslohn,
Wie der Stürme Macht im Rosenstrauche,
Reißt dahin der Saiten Ungestümm,
Kosend huldiget dem Liebeshauche
Sanfter Melodie der Rache Grimm.

Reizender erglüht der Wangen Rose,
Flammenathem haucht der Purpurmund,
Hingebannt bei lispelndem Gekose
Schwört die Liebe den Vermählungsbund;
Niegesung'ne königliche Lieder
Sprossen in des Sängers Brust empor,
Stolzer schwebt des Hochgesangs Gefieder,
Rührt der Töne Reigentanz das Ohr;

Wie sie langsam erst am Hügel wallen,
Majestätisch dann wie Siegersgang,
Hochgehoben zu der Freude Hallen,
Liebe singen und Triumphgesang;
Dann durch Labyrinthe hingetragen
Fürder schleichen in dem Todesthal,
Bis die Nachtgefilde schöner tagen,
Bis Entzükung jauchzt am Göttermahl.

Ha! und wann mir in des Sanges Tönen
Näher meiner Liebe Seele schwebt,
Hingegossen in Entzükungstränen
Näher ihr des Sängers Seele bebt,
Wähn' ich nicht vom Körper losgebunden
Hinzujauchzen in der Geister Land? -
Lyda! Lyda! zauberisch umwunden
Hält das All der Liebe Schöpferhand.

Katrin Lyda

 

roseopen-big2.gif (23707 Byte)