Frankenwald-Rallye 2000

 

Die Frankenwaldrallye des Münchberger Hondahändlers H&T-Team ist noch ein echter Geheimtip. Veranstalter Stefan Hering schreibt sie nicht öffentlich aus, sondern lädt dazu ein. Er möchte etwas für seine Kunden und Endurofreunde tun, aber keinesfalls durch zuviel Publicity schlafende Hunde auf den Plan rufen. Trotzdem: Es wird nur auf nicht gesperrten Wegen gefahren! Darauf achtet das Veranstalterteam genau bei der Ausarbeitung der Strecke. Aber was der Grüne nicht weiß, macht ihn nicht heiß....

Das System ist dasselbe geblieben wie letztes Mal, lediglich das Areal ist etwas überschaubarer geworden: Es gilt, Punkte anzusteuern, die je nach Anfahrt oder Auffindbarkeit unterschiedlich bewertet sind. 41 Punkte (letztes Jahr waren es 50) können angefahren werden, alles spielt sich mehr oder weniger im Dreieck Stammbach – Helmbrechts – Schwarzenbach/Wald ab. Das reicht aber vollkommen aus. Von den möglichen 1000 Zählern schaffen die besten an die 750. Die Strecke wählt jeder selbst, Roadbook gibt es keines, man fährt nach Wanderkarte und Beschreibung.

Komplizierte Suche

Hinweise wie "Toter Baum" sind ja noch mehr oder weniger eindeutig. Aber wenn in der Beschreibung steht "Stein" oder "Wurzel rechts im Hohlweg", und der Hohlweg ist 2 km lang und es hat rechts eigentlich NUR Wurzeln – dann wird’s kompliziert. Da sehen vier, sechs oder acht Augen immer mehr als nur zwei. Weshalb Veranstalter Hering auch im Team fahren lässt. Außerdem ist es zu mehreren viel lustiger. So hat man an den Sonderprüfungen was zu schauen, kann lästern und sich gegenseitig helfen. Etwa bei der Wasserdurchfahrt. Es gibt deren mehrere, kleine schlammige Gräben bis hin zum Bach. An diesem steht ein Kontrollposten und einige Schaulustige. Das hat seinen guten Grund: Der Bach ist weder tief noch breit. Aber das andere Ufer erhebt sich senkrecht und besteht aus weichem Schlamm, darunter ein tückisch glatter Stein.

Ich bin froh, dass meine DR 350 noch die Halteriemen von "Rund um Zschopau" 99 trägt. Sie kommen mir bzw. den Helfern nun zu gute. Eine echte Plackerei wird das Durchhieven der Zweizylinder. Hier beschränke ich mich aufs Fotografieren und lasse die Herren der Schöpfung ziehen.

Immerhin ist nach Punkt 20, genau zur Halbzeit, Mittagspause. An dieser Stelle sei erwähnt: Ich hab schon lang nicht mehr so leckere Klöße gegessen wie in der Bischofsmühle. Die fahrtechnischen Herausforderungen wie Sonderprüfungen oder Bachdurchfahrten lagen in der ersten Hälfte, ab nun geht es nurmehr ums Anfahren und Finden der Punkte. Inzwischen setzt der vom Wetterbericht längst angekündigte Regen ein. Es ist zwar Sommer, aber wir sind in Oberfranken. Insofern spielt die nächste Wasserdurchfahrt keine Rolle mehr – ob von oben oder unten naß, ist egal.

Steil steigt der Forstweg aus dem Frankenwälder Flusstal nach oben. Plötzlich bleibt Volker stehen. Er orgelt und kickt. Vergeblich - anscheinend ist der Sprit alle. Und das bei der Rallye-KTM mit insgesamt fast 50 Litern Benzin-Kapazität. Er hat von Anfang an wohl zuwenig mitgenommen. Nun ist guter Rat teuer. PM findet eine Coladose im Rucksack, trinkt sie aus und zapft ein paar Liter von seiner Husky ab. Noch nicht mal der Benzinfilter wird feucht. Es hilft nichts, einer muß los und Sprit holen. Gar nicht so einfach, Sonntag Nachmittag mitten in der Pampa. Hannes zieht los, und wir verbliebenen drei stellen uns auf eine längere Pause ein. Inzwischen zieht ein Gewitter auf. Es blitzt und grollt in unmittelbarer Nähe, die Schleusen schütten aus, was das Zeug hält. Auch das dichte Laub der Bäume, unter die wir uns geflüchtet haben, kann den Guß nicht aufhalten. Immer dichter zucken die Blitze, unmittelbar gefolgt von grässlichem Gerumple. Ich stelle mir die Schlagzeile in der Hofer Frankenpost vor: "Motorradtrio vom Blitz erschlagen". Bevor diese Befürchtung eintrifft, kehrt Hannes zurück, Es ist ihm tatsächlich gelungen, Sonntag Nachmittag Kanister und Sprit zu organisieren.

Wir machen uns auf den Heimweg und erreichen das Ziel mit über einer Stunde Verspätung. Volker und ich sind aus der Wertung wegen Zeitüberschreitung, den anderen beiden werden nahezu alle ihrer errungenen Punkte wegen Strafzeit gestrichen. Aber alle tragen es mit Humor: Wir sind nicht gekommen, um einen Blumentopf zu gewinnen, sondern um Motorradspaß zu haben. Und den hatten wir zur Genüge.

Ach ja: die Blumentöpfe gingen an eine GasGas-Truppe aus Erfurt. Wir bekamen den Trostpreis, ein Brotzeitbrettchen.

Dasselbe Fazit wie für die "Thüringenrallye" gilt auch für die "Frankenwaldrallye". Super organisiert, hoher Spaß- und Erlebnisfaktor, sehr empfehlenswert, wir brauchen mehr solche Veranstaltungen. Herzlichen Dank Stefan Hering und seinem Team.

Wer Interesse hat, bei der nächsten Veranstaltung dabeizusein, wendet sich an das H&T-Team, Tel. 092 51 – 77 00