Hitzehölle in Ägypten
Extreme Bedingungen herrschten
bei der Ägyptenrallye 2002: Bis auf über 50 Grad kletterte das Thermometer
in der Wüste westlich des Nils. Über die Hälfte der Teilnehmer
kapitulierten.
Von den neun Deutschen,
die in Kairo über die Startampe rollten, stammten sechs aus Bayern. Herbert
Schek wird es zwar weit von sich weisen, als Bayer bezeichnet zu werden. Er ist
Schwabe, wie er selber sagt. Aber politisch gesehen zählt sein Heimatort
Wangen nun mal zum Freistaat. Dem Offroad-Altmeister war diesmal das Glück
nicht hold. Schek, dem es in diesem Jahr gerade noch gelang, eine internationale
Lizenz zu erhalten, musste am dritten Tag wegen technischer Probleme aufhören:
Das hintere Radlager seiner KTM EXC hatte sich verabschiedet. Das Rad wackelte
derart, dass die Kette absprang und sich am Ritzel festfräste. An Weiterfahrt
war nicht zu denken. Schek hatte zwar ein Ersatzrad dabei, das befand sich aber
am LKW, und der wartete im Biwak. Somit schied der Senior aufgrund einer vergleichsweisen
Lappalie aus. Seine Tochter Angelika kam nur wenig weiter. Ihre KTM hauchte das
Dasein hundert Kilometer später in einer weißen Qualmwolke aus - Motorschaden.
Nun waren im deutschen Lager
(mit einer Ausnahme) nur noch BMW-Piloten im Rennen. Neben dem Dakar-erfahrenen
Bernd Nutowt aus Pulheim war das Regensburger PIA-(People in Motion)-Team mit
vier Fahrern angetreten. Drei davon auf umgebauten F 650, einer, Volker Kronseder,
mit einer HPN-getunten Werksboxer.
Sein Bruder Norman führte
vom ersten Tag an die deutsche Nationenwertung an. Der 39jährige Landwirt
pilotierte eine von PIA Motors umgebaute F 650. Die Einzylinder-BMW wurde an vielen
Stellen abgespeckt, attraktive Leichtbau-Karbonteile sparten Gewicht. Die Einspritzung
wurde beibehalten - anders als andere Umbauten, die auf Vergaser-Technik setzen.
Das hat die Vorteile eines geringen Benzinverbrauchs und Gewichtsersparnis, denn
auf großvolumige Spritfässer kann so verzichtet werden. Das PIA-Team
verwendet bei der F 650 eine spezielle Stahl-Schwinge. Rein technisch gab es laut
Aussage von Teamchef Gunther Kronseder mit den Motorrädern keinerlei Probleme.
Normans intensive Vorbereitung
kam ihm bei der Ägyptenrallye zu Gute. Die ersten drei Tage überrollte
die Rallye eine Hitzewelle. Über 50 Grad wurden gemessen. Es war nirgends
zum Aushalten: "Selbst auf die Bänke im Schatten konnte man sich nicht
setzen, so heiß waren die", erzählte Volker Kronseder. Während
Volker ab dem dritten Tag nur noch Teilstrecken der Rallye fuhr, kämpfte
sich Norman durch und fuhr am Ende auf einen beachtlichen 23. Gesamtrang. Damit
war er bester Deutscher. Für Norman Kronseder war diese Ägyptenrallye
eine Art Generalprobe: Seine nächste Herausforderung ist die Dakar 2003.
Katrin Lyda
Fakten:
Ägyptenrallye - Rally of Egypt
5. Lauf zum FIM-Worldcup
2600 km Strecke
6 Renntage
85 Starter, 39 im Ziel
Gesamtsieger: Richard Sainct, KTM LC 4
Bester Deutscher: Norman Kronseder, BMW F 650
Gesamtergebnis
Ägypten-Rallye 2000
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